Co-Working-Spaces gelten in vielen Bereichen als die Arbeitsplätze der Zukunft. Vor allem Start-ups, Selbstständige und andere kleine, dynamische Betriebe profitieren von der Flexibilität der auf Zeit anmietbaren Büroflächen. Doch auch grössere Unternehmen nutzen immer wieder die Services von Co-Working-Anbietern. Zum Beispiel um spontan Räume für Meetings zu buchen oder kurzfristig zusätzliche Büroarbeitsflächen zur Verfügung stellen zu können. Neben der flexiblen Mietdauer nehmen viele Co-Working-Kundinnen und -Kunden vor allem das kollegiale Miteinander mit anderen Co-Workern als positiv wahr. Gerade in kreativen Branchen ergeben sich dadurch oft spannende Zusammenarbeiten. Doch vor allem diese beiden grossen Vorteile wurden vom Frühjahr 2020 an zum Verhängnis vieler Co-Working-Anbieter, erklärt der New-Work-Experte von planova human capital Roberto Laezza. Denn mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie wurde die gemeinsame Arbeit im Büro für viele der Mieterinnen und Mieter mit einem Mal wesentlich unattraktiver. Die kurzen Kündigungsfristen ermöglichten in der Folge die rasche Auflösung der Mietverträge.
Die Corona-Krise wurde zur Co-Working-Krise
Viele Co-Working-Spaces reagierten schnell mit eigenen Hygienekonzepten, ausgedünnten Belegungsplänen und attraktiveren Konditionen für Langzeitmieterinnen und Langzeitmieter auf die neue Situation. Grundsätzlich baut das Geschäft der meisten grösseren Co-Working-Spaces auf drei unterschiedlichen Geschäftsbereichen auf. Das sind zum einen die kurzfristige Vermietung von Schreibtischen im Grossraumbüro und die Berechnung von Mitgliedsbeiträgen. Zudem spielen die mittelfristige Vermietung von Büros an Start-ups und andere Unternehmen und die Bereitstellung von Meeting- und Eventflächen eine grosse Rolle. Jeder dieser Bereiche, sagt der Experte von planova human capital Roberto Laezza, macht typischerweise etwa ein Drittel der Umsätze aus. Mit dem Ausbruch der Pandemie brachen zwei dieser Säulen bei vielen Co-Working-Häusern auf einen Schlag weg. Auch die Auslastung der dauerhaft vermieteten Büros sank: Denn gerade neu gegründete Unternehmen, die oft zunächst in Co-Working-Spaces starten, setzten vermehrt auf Homeoffice-Lösungen.
Für die Co-Working-Branche bedeuteten diese Entwicklungen, dass während der Jahre 2020 und 2021 viele kleinere, aber auch grössere Anbieter aufgeben mussten. Das Dilemma vieler Co-Working-Häuser: Ihr Geschäftsmodell beruht darauf, den Kundinnen und Kunden das Skalieren des eigenen Betriebs zu erleichtern. Wer als Start-up-Gründerin noch nicht absehen kann, wie gross das eigene Unternehmen künftig sein wird, profitiert besonders von der Flexibilität eines Co-Working-Spaces. Die Spaces selbst müssen dafür aber langfristige, oft teure Mietverträge abschliessen. Doch gerade in der Krise, in der der Vorteil der Kundinnen und Kunden, kurzfristig aus der Miete auszusteigen, relevant wurde, rächte sich das.
Die Co-Working-Branche stellt sich neu auf
Die verbliebenen Co-Working-Häuser haben sich professionalisiert. Vor allem die grossen, mit Venturekapital ausgestatteten internationalen Co-Working-Unternehmen haben die letzten Jahre mit einem blauen Auge überstanden, erläutert der Spezialist von planova human capital Roberto Laezza. Auch kleinere Anbieter, die über nur ein oder zwei Standorte verfügten, konnten sich oftmals behaupten. Sie haben häufig alternative Nutzungsmodelle gefunden, um sich durch die Krisenjahre zu hangeln. Zudem profitieren gerade solche kleineren Anbieter weltweit davon, dass während der Pandemie mehr Menschen den Sprung in die Selbstständigkeit wagen. Viele mittelgrosse Anbieter, die in den vorangegangenen Jahren stark expandiert haben und viele teure Mietverträge nicht länger halten konnten, mussten aufgeben. Für Co-Worker bedeutet das in Zukunft vermutlich etwas weniger Flexibilität. Mitgliedsbeiträge werden ein wichtigeres Standbein für viele Anbieter. Zugleich bedeuten die Veränderungen aber auch besseren Service und ein diversifizierteres Tarifangebot.